Letzten Sonntag das Privileg gehabt, zusammen mit den FFen HH-Altona und HH-Eppendorf sowie der Wachmannschaft / HLF BF HH Berliner Tor an zig Türen in einem Abrissobjekt austoben zu dürfen. Lernerfolg ist bei der Menge vorprogrammiert, ich nehme für mich insbesondere zwei Dinge mit: einerseits eine Art Standardvorgehen bei T30-Türen, sowie Einsatzmöglichkeiten der TopCut-Axt*. Schliesslich ist man ja auch beruflich unterwegs.
T30 – Dein Freund, Dein Feind
Die Standardtür, die uns zumindest im Einsatz in Wohnhäusern begegnet, dürfte eine einflügelige T30 Brandschutztür sein. Typischerweise führt sie zum (Heizungs)keller und ist unverschlossen. Griff herunterdrücken, Tür auf – und natürlich nicht, bevor man sich vergewissert hat, dass es dahinter nicht brennt!
Aber solche Türen können durchaus auch entweder verschlossen sein – man denke an gewerbliche Bauten – oder einfach nur einen Knauf haben, beispielsweise Durchgänge zu Tiefgaragen. Was dann?
Absolutes Mittel der Wahl ist der Motortrennschleifer. Setzt natürlich einen Rüstwagen voraus (ausser man hat sowas auf dem HLF verlastet…und dass die richtige Scheibe aufgezogen ist), und dass er schnell nach vorne gebracht werden kann. Es werden die Scharniere durchtrennt – fertig, Tür auf. Auf Abgase bzw. Lüftung achten, aber unter PA ist das erstmal unkritisch.
Der elektrische Winkelschleifer (230, oder schlimmer, 110) ist ungeeignet. Die Logistik ist zu komplex, und so ein Elektrokabel ist mitunter zu kurz und ist thermisch nicht besonders belastbar. Scheibenwechsel am Einsatzort? Keine gute Idee.
Jetzt kommt unsere Halligan / Axt-Kombi zum tragen, sozusagen Plan B wenn kein Trennschleifer vorhanden ist. Annahme ist eine Tür, die zu uns aufgeht. Erste Erfahrungen konnten Ende letzten Jahres gesammelt werden, siehe hier, ganz unten.
Doch zunächst ein kurzer Exkurs in die USA. Nach den frischen Erfahrungen lohnt sich ein etwas genauerer Blick auf die Metalltüren dort. Ich glaube, es gibt größtenteils erhebliche Unterschiede, wenn man sich die Videos anguckt:
Zwei Hauptmerkmale: der Spalt zwischen Türblatt und Zarge ist nicht – wie bei uns – durch einen Falz verdeckt. Somit ist die gezeigte Technik hinfällig. Zweitens: eine hiesige T30 ist wesentlich massiver und verhält sich ganz anders. Das sieht man schön im Video oben, die Tür wird mit ein paar Schlägen „vorbereitet“, man haut dagegen um den Spalt zu vergrößern und einen Ansatzpunkt schaffen. Unsere Tür würde diese Schläge kaum wahrnehmen, geschweige denn sich verbiegen.
Ich bin überzeugt davon, dass ein erfahrener Forcible Entry-Spezialist der FDNY uns auch hier alt aussehen lassen würde, aber darauf können wir grad nicht zugreifen. Also selber machen.
Somit nachfolgend zu den eigenen Erfahrungen, und die Empfehlung, wie man so eine Tür knacken kann. Dieses Video zeigt’s ganz gut:
Man schafft zunächst in der oberen Ecke einen Spalt, in dem die schmale TopCut eingesetzt wird. Alternativ ist es natürlich auch mit einem Keil möglich, die Axt hat den Vorteil, dass man dem Halligan-Bediener nicht im Weg ist, und diese aus der Entfernung führen kann. Ausserdem geht sie nicht verloren, wenn der Kollege den Spalt vergrößert.
Im Prinzip geht’s dann nur darum, beide Geräte nach unten zu arbeiten, bis die Falle bzw. das Schloss nachgibt. Im Video ist das eine doppelflügelige Tür, aber auch für eine einflügelige gilt das gleiche Vorgehen. Ich schätze, in den meisten Fällen wird man damit auch Erfolg haben.
Kooperationsunwillige Tür?
Doch nicht jede Tür macht mit. Oder es ist zu wenig Platz vorhanden. Hier ist ein schönes Beispiel:
Diese Tür ist aufgebogen ohne Ende, das Schloss bzw. die Falle lässt aber nicht locker. Was nun?
Hier kommt es zum ganz großen, entscheidenden Kniff: Tür mit Gewalt aufbieten. Dafür muss die Klaue hinter die Tür. Sieht so aus:
Und man macht das einfach so lange, bis endlich irgend etwas nachgibt. Die Klaue hatten wir jedes Mal in zwei verschiedenen Richtungen drin:
Gut zu sehen, wie diese §“§/?“!/ Tür inzwischen abgeschält aber immer noch nicht offen ist. Kurz darauf ist sie dann aufgesprungen. Ich denke, im nachfolgenden Video sieht man das ganz gut. Dieser Tür hatten wir vorher testweise mit der Ramme ein Paar Schläge versetzt, man sieht das oberhalb des Türgriffs; sie war gut im Rahmen eingekeilt, konnte somit nicht „standardmässig“ geöffnet werden:
Dauert en Bisschen, klappt aber ganz schön.
Zuletzt noch die Situation, wenn kein Platz vorhanden ist und die Tür einen Knauf hat. Dies könnte z.B. der Zugang zu einer Tiefgarage sein. Der Ursprungspalt wird mit dem Pick des Halligan geschaffen, und ab dann ist es gewollte Wurschtelei:
Leider sind die Videos mitnichten so elegant wie die US-Pendants und teilweise geschnitten, sonst würde man sich ein wenig lächerlich machen :) Tatsache ist, dass alle Türen geknackt werden konnten. Ich bin überzeugt, ab jetzt mit einem guten Zweimann-Team diese Türen in ca. 2:30 knacken zu können (Vorführeffekt vorbehalten).
TopCut
Zuletzt noch ein Kommentar zur TopCut. Grundsätzlich hat die Brandschutztür mit Nachdruck aufgezeigt, dass ein „Set of Irons“ (Halligan + Axt) unbedingt zusammen gehören, und die Arbeit eher Teamwork ist als Solovorstellung. Die TopCut ist eine „Flathead“, hat also einen Flachen Kopf mit dem man schlagen kann. Riesenvorteil ist die sehr schmale Form, mit der man eben in den Spalt fahren kann – die oben gezeigten Kniffe sind mit einem Spalthammer kaum oder nicht durchführbar.
Hier noch ein Tipp:
Sollte zuviel „Hebelraum“ vorhanden sein, die Tür immer noch nicht nachgegeben haben, so kann die Axt einfach als Auflage genutzt werden.
Die Vorstellung der Axt überlasse ich dem netten Menschen hier:
Vielen Dank nochmal an den Ausrichter, und den Teilnehmern!
*Disclaimer: Ich arbeite für Paratech, dem Hersteller der TopCut Axt